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Motorradtouren Slowenien Mangart-Sattel

Kurvenrausch und dunkle Tunnel: der Mangart-Sattel

Mehrere Motorradfahrer mit BMW GS bei der Auffahrt zum Mangart-Sattel.

Am nächsten Morgen steigen wir vorfreudig in die Motorradklamotten und überqueren am Rande von Kobarid auf der Napoleon-Brücke den Fluss Nadiža. Was für eine schöne, alte Steinbrücke! Die ursprüngliche, von französischen Soldaten erbaute Brücke wurde zwar im ersten Weltkrieg zerstört, doch der Blick von dem auch schon wieder hundertjährigen Neubau auf das türkisblau leuchtende Wasser ist nicht weniger beeindruckend als er es von der alten Brücke gewesen wäre.

Straße mit unbeleuchteten Felstunnel auf der Mangartstraße

Richtung Norden geht’s, erst auf einer gut ausgebauten, schwungvollen Straße nach Bovec, dann weiter nach Log pod Mangartom und Strmec, wo dann eine Panoramastraße abzweigt: Sloweniens höchstgelegene Bergstraße zum Mangartsattel. Nach kurzer Fahrt stoppt uns ein „Mauthäuserl“. Uns erwartet eine grandiose Auffahrt mit zum Teil recht engen Passagen und viel „Luft“ neben dem Motorrad – nach unten. Gigantisch! Für Anfänger ist die Fahrt bestimmt eine Mutprobe. Immer wieder passieren wir unbeleuchtete Felstunnel. Da wünscht man sich dann, die Sonnenbrille nicht auf der Nase zu haben.

Blick vom Motorrad auf die Straße mit atemberaubenden Ausblicken auf dem Mangart-Sattel

Die Straße ist schmal, kehrenreich und mit ziemlich gleichmäßiger Steigung. Atemberaubende Ausblicke – ein Motorradfahrer-Leckerbissen! Kurz vor dem Sattel stellen wir den fahrbaren Untersatz auf dem Parkplatz ab, der angesichts der Besucherzahl aktuell schon an seine Kapazitätsgrenzen gerät.

Ein kurzer Stich führt noch hinauf bis zur Mangarthütte (Koca na mangartskem sedlu) auf 1906 Metern. Die Hütte bietet gute Hausmannskost und um die müden Häupter zu betten auch Übernachtungsmöglichkeiten in Zimmern und im Schlafsaal. Im Osten ragt der Berg Mangart mit seinen 2679 Metern auf, zu dem sich so mancher Wanderer von der Hütte aus auf den Weg macht.

Massiver Bergrutsch
Gipfelbereich mit Blick auf parkende Autos und einer faszinierenden Berglandschaft auf der Mangartstraße

Im Gipfelbereich teilt sich die Strecke eigentlich zu einer Ringstraße. Von der 2055 m hohen Lahnscharte hätte man einen tollen Blick auf den nördlich in Italien gelegenen Weißenfelser See. Den Konjunktiv wählen wir deshalb, weil diese Straße, die als Militärstraße im ersten Weltkrieg gebaut wurde, wegen Bergrutschen gesperrt ist, für Fahrzeuge wie auch für Fußgänger.

Im Winter 2016/2017 gab es einen massiven Erdrutsch, der ein großes Stück der Straße weggerissen hat. Zwar wurde dieses notdürftig wieder zusammengeflickt, jedoch warnen Geologen vor weiteren Steinschlägen in dem Bereich.

Hier oben herrscht bei herrlichstem Sonnenschein eine Temperatur von 18°C – das ist eine klasse Alternative, um den Temperaturen „da unten“ im Tal zu entfliehen. Und die Sonnenauf- und -untergänge, von denen träumt jeder Romantiker. Die Fernsicht reicht bei gutem Wetter bis zum Großglockner. Nur unschön, dass gute Fernsicht und klare Luft im Sommer auch meist bedeutet, dass das Wetter sich ändert. Dieser blaue Dunst, über den sich Fotografen immer ärgern, ist ein Freund der Motorradfahrer, er zeugt eigentlich von einer beständigen Wetterlage und dass das Wetter so bleibt wie es ist.

Lustige Gesellen
Talblick über grüne Wiese auf die slowenische Alpen von der Mangartstraße aus

Hier oben soll es Murmeltiere geben. Doch das was hier miteinander ringend, quietschend und protestierend die felsigen Abhänge hinunter kullert – das sind doch keine Murmeltiere? Die purzelnden Tierchen haben vielleicht einen Bruchteil des Gewichts behäbiger Murmeltiere. Unter den Felsen scheinen sich also Ziesel heimisch zu fühlen. Zwei Jungtiere kullern laut miteinander ringend und quietschend über die gras bewachsenen Felsbrocken. Oder sind es konkurrierende Männchen? Erst durch diese Geräusche werden wir überhaupt erst auf die lustigen Gesellen aufmerksam und suchen mit den Augen die Umgegend ab. Und siehe da! Unbemerkt von den Mangart-Besuchern huscht immer wieder mal ein langschwänziges Getier über den Magerbewuchs und verschwindet wieder unter einem Felsbrocken. Wir sind begeistert, haben wir doch (wenn es denn wirklich Ziesel sind) die letzten Ziesel in Zentralanatolien und auch schon mal im Gelände der slowakischen Zipser Burg gesehen. Der europäische Ziesel steht auf der Liste der bedrohten Arten, da freut man sich um so mehr, wenn sich hier offensichtlich eine ganze Population so pudelwohl fühlt.

Soča-Tal
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