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Motorradtouren Slowenien Soca Tal

Tal der Superlative: Soča-Tal

Von Wasser umspülte Felsbrocken im Flußbett der Soča.

Wir tanzen wieder einen Kurvenwalzer Richtung Soča-Tal. Es zählt zu den schönsten Tälern in den Ostalpen. Die 136 Kilometer bis zur Mündung in die Adria können sich wegen der Farbspiele des Wassers inmitten skurriler Felskulissen sehen lassen. Die Soča zieht nicht nur eine Menge an Kajak- und Kanufahrern an, auch Badegäste zieren die Ufer sowie die wenigen Kiesbänke an der schnell fließenden Soča. Jedoch sind abgehärtete Schwimmer eher in der Minderheit. Bei einer geschätzten Wassertemperatur im einstelligen, weiter unten im gerade zweistelligen Bereich ziehen es die meisten Badegäste vor, ein Sonnenbad in fotogener Umgebung zu nehmen. Die Soča-Quelle im Trenta-Tal ist auf einem gut gesicherten Pfad (teilweise etwas klettersteigartig) zu erreichen. Wem es arg warm ist, kühlt sich im 4°C kalten Wasser ab. Da sind die knapp zweistelligen Temperaturen weiter unten ja richtiggehend Warmwasser.

Soca, türkisfarbenes Wasser inmitten schroffer Felsen, auf den Felsen Badegäste und Sonnenanbeter

An einer eiskalten Bergquelle am Straßenrand verschaffen wir uns etwas Abkühlung. Einmal Unterarme drunter halten – das bringt den Kreislauf in Schwung. Huiiiiii! Und da meineeine die Geschichte mit der Verdunstungskälte aus dem Physikunterricht nicht vergessen hat, wird auch noch die Motorradhose vom trockenen in den nassen Zustand versetzt. Bringt einige Minuten etwas Erfrischung beim Fahren. Weitere Erfrischung serviert uns dann ein Eiscafé in Bovec.

Der schwärzeste Tag des Soča-Tales
Soca, türkisfarbenes Wasser inmitten schroffer Felsen, auf den Felsen Badegäste und Sonnenanbeter

Der 18. November 2000 war ein schwarzer Tag für das Soča-Tal. Laut Erzählungen von Einheimischen fiel so viel Regen, wie sie es noch nie erlebt hatten. Daraufhin löste sich eine Mure aus dem Mangartmassiv und walzte durch das kleine Dorf Log pod Mangartom bis in den Fluss Koritnica. Das halbe Dorf wurde dadurch verwüstet. Noch eine Nacht zuvor wurden die Einwohner des Dorfes evakuiert, doch verkannte man unglücklicherweise die tatsächliche Lage und ließ die Bewohner dann wieder in ihre Häuser zurück. Sieben Menschen kostete dieses Unglück das Leben.

Alte Brücke, aus Eisen und Holz, mit Moos und Farnen, der Fluss dampft.
Alte Brücke, aus Eisen und Holz, mit Moos und Farnen, der Fluss dampft.

Durch die unvorstellbaren Mengen an Holz, Geröll und Unrat wurde der Koritnica total blockiert. Es bildete sich ein riesiger See. Im Tal unterhalb des Murensees wurden vorsichtshalber 400 Menschen evakuiert, die von einer Flutwelle bedroht waren, wenn das gestaute Wasser plötzlich durchgebrochen wäre. Gott sei Dank floss das Wasser dann doch gesittet ab. Der Predilpass nahm jedoch bei dem Murenabgang erheblichen Schaden. Die Fahrbahn wurde metertief weggerissen, weswegen dieser Pass monatelang gesperrt war.

Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen und wir sitzen draußen auf unserem kleinen Freisitz vor dem Appartement Rooms Pri Lovrižu* in Drežnica. Das Abendessen besteht aus köstlichen Tomaten, Oliven, einer Portion Feta aus der Molkerei und Brot. Mehr braucht es nicht. Eine Flasche Rotwein ist natürlich auch noch mit von der Partie. Als es dunkel ist, schmuggelt sich ein Glühwürmchen leise an uns vorbei. Eines, ganz alleine. Früher waren Heerscharen unterwegs, aber das ist leider schon Jahrzehnte her. Unser Motorrad, liebevoll Big Turtle genannt, bekommt am späten Abend noch Gesellschaft. Im Dunkeln schafft es ein verspäteter Motorradfahrer noch bis in die Pension und verschwindet nach langer Fahrt und einem kurze Schwatz recht zügig in Richtung Bettstatt.

Tolminer Klammen
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