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Motorradtouren Slowenien Skofja Loka

Mittelalterlich und unprätentiös: Skofja Loka

Brücke und jahrhunderte alte Häuser in Skofja Loka

Die Karawane zieht weiter, wir packen unsere Koffer und verabschieden uns von unseren lieben Gastgebern unserer Unterkunft Apartmaji Mavrica* in Stara Fužina. In Ribčev Laz ist einiges los, als wir am Vormittag wieder starten. Eine Menge Menschen befinden sich auf den Straßen nahe des Sees. Da war es in Stara Fužina schon um einiges lauschiger. Die Fahrt nach Bohinska Bistrica über den Bohinska sedlo birgt wie gehabt einiges an Fahrspaß.

In Zgornja Sorica wechseln wir von der altbekannten Straße Nr. 909 auf die 910. Nach wenigen Kilometern inmitten saftiger Weiden klettert die Straße mittels einiger Serpentinen hinunter ins Tal der Selška Sora, dessen Flusslauf man hinter Büschen und Bäumen oft nur ahnen kann.

Einfahrt mit dem Motorrad in die Stadt. Burg hoch über der Stadt

Die Straße im Selška Tal (Selška dolina) ist in bestem Zustand, muss sich jedoch zuweilen etwas dünne machen. Im Örtchen Železniki rücken die Gebäude der Straße nämlich ganz schön auf die Pelle. Beim Bau der Häuser nahm man ganz sicher als Maß für den Abstand zum gegenüberliegenden Gebäude noch die Breite von Pferdegespannen. Mit dem Motorrad hat man ja weniger Probleme, doch zwei sich begegnende Autos sind in Železniki schon auf ein wenig Fahrkunst der Fahrzeuglenker angewiesen. Ein eigentümlicher, hoch über die Häuserdächer ragender Turm aus Naturstein entpuppt sich als Hochofen zur Roheisenerzeugung, der bis 1902 in Betrieb war. Nur wenige Meter weiter beschäftigt sich ein Museum in einem Hüttenhaus aus dem 17. Jahrhundert mit der Eisenerzverarbeitung, die viele Jahrhunderte Tradition im Tal hatte.

Doch wir halten uns nicht mit Museumsbesuchen auf und cruisen weiter durch die malerische Landschaft. Auf den Wiesen fallen große hölzerne Ständer auf. Drei, vier Meter hoch, lang wie ein Haus, mit übereinander angeordneten Querstangen. Sie sind mit einem Dächlein versehen und dienen der Trocknung von Heu, aber auch von Getreide und Mais. Heuharfen werden sie malerisch genannt, Kozolci auf slowenisch. In ganz Slowenien findet man die Heuharfen als prägendes Detail des Landschaftsbildes, sie waren von jeher die Statussymbole der Bauernfamilien. Viele der Heuharfen sind einreihig, jedoch gibt es auch welche in rechteckiger Form, im Grunde wie eine nach vier Seiten offene Scheune. Die Scheunenwände werden dabei von den waagerechten Trockenstangen gebildet. In deren Mitte werden dann meist noch Gerätschaften und eben Dinge gelagert, die man einigermaßen trocken unterbringen möchte.

Zeitreise ins Mittelalter
Altstadt

Škofja Loka liegt bewusst auf unserer Route, denn wir hatten gelesen, es sei eine Stadt mit langer Geschichte, einem authentischen, mittelalterlichen Stadtzentrum und lobenswerter Weise trotzdem kaum touristischem Trubel. Wenig touristischer Trubel? Das lockt uns immer an.

Der deutsche Kaiser Otto II. schenkte vor mehr als 1000 Jahren dem Bischof Abraham von Freising ein Gebiet am Zusammenfluss der Poljanska Sora und der Selška Sora. Die Bischöfe von Freising regierten daraufhin achthundert Jahre lang in der heute 12.000 Einwohner zählenden Stadt Škofja Loka. Wir begeben uns auf Erkundung des 1000jährigen Städtchens, dessen Kernbereich autofrei ist. Die Stadt wurde 1511 durch das Erdbeben von Idrija zerstört und vom Bischof wieder aufgebaut. Škofja Loka zählt heute zu einer der besterhaltenen mittelalterlichen Städte ganz Sloweniens.

Platz mit Litfasssäule

Sei einigen Jahren wird es auch im Verzeichnis als Kulturerbe geführt. Wir fahren über die 600 Jahre alte Kapuzinerbrücke in die Stadt. Diese wurde vom Bischof Leopold in der Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut. Jedoch bedachte er beim Bau wohl nicht, dass es unter bestimmten Umständen gefährlich sein könnte, die Brücke ohne ein sicherndes Geländer zu passieren. Als er eines Tages über die Brücke ritt, scheute sein Pferd, worauf der Bischof in den Fluss stürzte und ertrank. Im Jahr 1888 wurde sie erneuert und dann endlich auch mit einem Geländer gesichert.

Altes Stadttor von Skofja Loka

Einer Pekarna am Stadtrand entlocken wir zwei Sirov Burek – mit Käse gefüllte Blätterteigteilchen, die im gesamten Balkan große Tradition haben und sich bei uns seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen, egal, ob wir in Albanien, Kroatien oder Slowenien unterwegs sind. Nur nach dem Genuss der doch meist recht fettreichen Köstlichkeit stellt sich oft neben dem Sättigungsgefühl auch ein schlechtes Gewissen ob der Kalorienbilanz ein. Egal, wir haben Urlaub! Ein Spatz freut sich sehr über die heruntergefallene Krümel, als wir die Gebäckstücke auf einer Bank vorm Stadttor verzehren.

Unser Ziel, die Gegend um die Höhlenburg Predjama ruft, weswegen wir uns von Škofja Loka wieder losreißen. Das Tal der Poljanska Sora teilt die bis zu 1000 Meter hohen Berge in zwei Regionen, auf dem einige Kilometer entfernten Stari Vrh (1217 m) kann man im Winter Ski fahren. Die Temperaturen erreichen 35°C und uns wird es mächtig warm in den Motorradklamotten. In der unscheinbaren Stadt Vrhnika mieten wir uns am Stadtrand ein Zimmer im traditionellen Guesthouse Gostilna Turšič*.

Predjama Burg | Postojna Höhlen
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