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Motorradtouren Slowenien Kolovrat | Freilichtmuseum

Gebirgskrieg-Freilichtmuseum auf dem Kolovrat

Straße mit Aufschrift, Walk of peace

Die Rücktour nach Kobarid ist ein Leckerbissen für jeden Motorradfahrer, Landschaftsliebhaber und geschichtlich Interessierten. Die Straße über den Kolovrat überquert einen Gebirgskamm der julischen Alpen, westlich von Tolmin und südöstlich von Kobarid. Wir schrauben uns Kurve um Kurve nach oben. Ein Kurventanz vom Feinsten! Freilich nicht immer auf bestem Asphalt, aber die Streckenführung entschädigt ungemein. Und erst das Panorama vom höchsten Punkt aus.

Hier schaut man aus einer Höhe von 1169 Metern hinunter ins Soča-Tal. Die Aussicht auf die Bergkette des Krn-Gebirges bis zur friaulischen Tiefebene und der Adria ist genial.

Straße, Grenzkammstraße, schmal, Blick ins Tal

Der Teerbelag der Straße wird gelegentlich durch eine Aufschrift signiert: Walk of peace. Weg des Friedens. Dieser Weg, auf slowenisch „Potmiru“, der insgesamt 230 km lang ist, verläuft über geschichtsträchtige Orte des ersten Weltkriegs, teilweise auf slowenischem, teilweise auf italienischem Gebiet. Er verbindet die Alpen mit der Adria und wurde in die Liste des UNESCO-Erbes aufgenommen. Die meisten Strecken sind zu erwandern, einige wenige Teilstrecken lassen sich auch mit dem Fahrrad erkunden.

Teil der slowenischen Grenzkammstraße
Schützengraben, überdacht, Stellung des ersten weltkriegs

Die Straße über den Kolovrat ist eine Teilstrecke der Slowenischen Grenzkammstraße aus dem 1. Weltkrieg. Zu finden ist dieser Abschnitt, indem man die Orte Livek und Neblo auf der Karte verbindet. Weil hier die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien verlief, war der Kamm im 1. Weltkrieg ein heiß umkämpftes Gebiet. Heutzutage können wir die Stille auf diesem Berg genießen. Die Besucherzahl im Juni ist absolut überschaubar. Vor mehr als 100 Jahren konnte von Ruhe keine Rede sein. Bis vor wenigen Jahren muss die Strecke noch reiner Schotter gewesen sein, doch als das gleich noch näher beschriebene Freilichtmuseum auf dem Berg Na Gradu rekonstruiert wurde, musste auch die Zufahrt für „normale“ Fahrzeuge erleichtert werden und so wurde dieses Teilstück der Slowenischen Grenzkammstraße geteert.

rekonstruierter Gefechtsstand, mit Holz gedeckt, zum Schutz vor Granaten

Auf einer Seite genießen wir die einzigartigen Ausblicke auf das Bergpanorama hinüber ins Sočatal, in der nahen Nachbarschaft auf der Ostseite des Gipfels werden uns bedrückende Rückblicke gewährt, in einen reichlich 100 Jahre zurückliegenden Weltkrieg in Form von rekonstruierten Schützengräben, die zum Schutz vor Handgranaten überdacht sind. Hinzu kommen Bunker, Stollen und Gefechtsstände. Der Standort hatte in den Isonzo-Schlachten große Bedeutung, wenn nicht sogar die größte.

Ausblick aus Gefechtstand, Blick ins Soča-Tal und Gebirge

Diese düsteren Räumlichkeiten lassen einen erschauern, noch mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Soldaten sich hier jahrelang aufhielten, im Sommer wie im Winter. Wir haben für Erkundungen in Tunneln, Höhlen und Bunkern sogar eine Stirnlampe eingepackt. Die wäre in dem dunklen Stollen sehr nützlich gewesen. Doch die liegt in unserem Gepäck in unserer Unterkunft Sobe pri Lovrizu*. Dabei hat man das Zeug immer, aber wenn man es dann mal bräuchte … das übliche Drama, wer kennt's nicht?

Am Aussichtspunkt stehen einige Bänke und Tische unter schatten spendenden Bäumen. Vielleicht zum Picknicken? Oder ist hier gelegentlich provisorische Gastronomie vor Ort? Egal, auf jeden Fall ein geschichtsträchtiger Ort, der uns einen sehr nachdenklichen Spaziergang beschert. Und an dem man danach eine angenehme Pause unter schattigen Baumkronen einlegen kann.

Bohinj-See
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