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Motorradtouren Slowenien Vrhnika

Vrhnika mit kulinarischen Qualitäten

Landschaft, Hügel. Straße

Während des Frühstücks am nächsten Morgen in unserer Unterkunft Gostilna Turšič* checken wir die Wetterapp. Heute soll der heißeste Tag der Woche werden. Also küren wir ihn wieder einmal zum Wandertag, mal sehen, was die Stadt zu bieten hat. Der griechische Geograph Strabon berichtete vor zweitausend Jahren, dass Frachtgüter von Aquileia im Friaul aus über den Pass im Birnbaumer Wald (in dem wir gestern herumirrten), nach Nauportus geschafft wurden. Und Nauportus heißt heute Vrhnika.

Nach dem Frühstück erkunden wir die Umgegend, nur einen Kilometer entfernt liegt eine der Quellen des Flusses Ljubljanica in einem kleinen Waldgebiet. Wir umrunden die Quelle während uns die Mücken vernaschen wollen. Wir probieren einen anderen Rückweg, der jedoch in einem Privatgelände endet. Plötzlich kommt dort ein Pudeldackelrottweilermix wutschnaubend um die Ecke geschossen. Ich hoffe inständig, dass der lange Strick, den er hinter sich her zerrt, irgendwo um die Ecke angebunden ist. Ein kräftiger Ruck und er kläfft drei Meter vor mir luftschnappend weiter. Ich habe zwar keine Angst vor Hunden, jedoch stellen ihr Revier verteidigende Caniden eine durchaus ernst zunehmende Gefahr für die intakte Wadenmuskulatur dar.

Kulinarische Besonderheiten

Während des Reisens suchen wir gerne Restaurants auf oder auch Märkte und Läden, um uns an dem kulinarischen Angebot zu laben. Tagsüber reicht es uns – von der obligatorischen Kaffeepause abgesehen – einfach nur unterwegs zu sein, zu reisen, zu sehen und zu erleben. Restaurants nach unserem Geschmack sollten lokale Gerichte servieren, sie müssen keine Haute-Cuisine-Mikroküche zelebrieren, sondern die Kochkunst der Hausmama offerieren. So schmeckt das Land, nur so. Da dürfen es dann schon mal ausgefallenere, einheimische Gerichte sein. Ich erinnere mich bei der Gelegenheit an einen Besuch in einem Restaurant, vor vielen Jahren, während einer Tour durch die Slowakei. Da bestellte ich ein einheimisches Gericht, dessen Zutaten mir die Bedienung nur mit unheimlich verlegener Miene zu erklären versuchte. „Bull glands“ lautete das englische Wort für die Zutat. Sie wand sich wie ein Aal... Jepp! Bestellt. Wieder um eine kulinarische Erfahrung reicher.

Mit wachsender Begeisterung futtern wir uns dann am Abend in dem Restaurant unseres Gasthauses Gostilna Turšič* durch typische slowenische Gerichte wie Kuttelsuppe und sauer eingelegter Pökelzungenscheiben, die man sonst nur selten auf der Speisekarte findet. Vrhnika ist kein touristischer Ort, daher wird das Angebot hier nicht so sehr auf die Urlauber, sondern vorwiegend auf Einheimische ausgerichtet sein. Was uns sehr entgegenkommt.

Zwei Motorradfahrer mit Helmen

Wir müssen hier in Vrhnika wieder den Googleübersetzer zu Hilfe nehmen, um die Karte entziffern zu können. Auch die Kommunikation mit der Abendbedienung läuft seit unserem ersten Besuch ganz rund. Diese eine Kellnerin spricht nämlich kein Englisch – im Gegensatz zu den Servicekräften am Morgen und beim Check-In – und zeigt beim Anblick des Zimmerschlüssels, gepaart mit unseren holprigen Kommunikationsversuchen, Ansätze von Verzweiflung. Ihre Miene hellt sich jedoch sofort auf und geht in ein breites Grinsen über, als wir den Google-Übersetzer als Vermittler einsetzen. Läuft. Im übrigen auch das dunkle Bier, das in herrlich eisgekühlten Gläsern serviert wird. Am Abend verarbeiten wir noch den hellgrünen Spülschwamm aus dem Gemischtwarenladen zu zwei Ersatz-Mikrofonschwämmchen an der Helmsprechanlage, denn die alten schwarzen flogen aus Altersgründen bald davon. Ganz ohne wird man taub während der Fahrt. Hübsch, oder nicht?

Verhinderte Umwege
Landschaft in Slowenien, Kobarid

Wir verlassen Vrhnika schließlich wieder in Richtung Kobarid. Noch einmal zieht es uns an die malerische Soča zurück, bevor wir weiter in Richtung Heimat fahren. Das wird heute ein lockerer Ritt mit nur etwa hundert Kilometern Distanz. Schnell schrauben wir uns auf sauberen, asphaltierten Sträßchen die Hügel hinauf. Perfekt. Gibt es hier auch andere Verkehrsteilnehmer? Kilometerweit sind wir die einzigen. Genial. Noch genialer ist die Temperatur hier oben, die um einige Grad niedriger als unten im Tal ausfällt. Leider wird unsere Euphorie an dem Gesperrt-Schild einer Baustelle gedämpft. Keine Baustellenfahrzeuge zu entdecken. Dann los! Doch der Untergrund ist zu grob, an anderen Stellen tiefsandig, so dass wir mit Bedauern eine Kehrtwende machen. Schade, hier oben war es einfach nur grandios!

Also wieder runter ins Tal auf die Hauptstraße in den Dampfkessel, wo wir an mehreren Baustellenampeln weichgekocht werden. Wir erreichen Kobarid bzw. dessen Ortsteil Svino und beziehen das am gestrigen Abend reservierte Apartment Soča.

Überall in Kobarid: pinkfarbene Fahrräder

Nach kurzer Verschnaufpause ziehen wir noch einmal los, um den Kühlschrank sowie das Spritfass zu füllen. Hier in Kobarid haben wir den Planika-Supermarkt schätzen und lieben gelernt. Er befindet sich vis a vis der Molkerei und bietet darum auch einiges, was ein normaler Markt nicht hat. Man kann sich dort frische Milch in Flaschen abfüllen oder abgefüllt kaufen. Auch andere Milchprodukte wie Käse, Kefir und Joghurt kommen direkt von Gegenüber. Die frische Milch ist der Hammer! Unfiltriert. Die Sahnebrocken schwimmen noch obenauf. Auch eine Weintankstelle gibt es mit sechs verschiedenen Weinen, den ein Mitarbeiter in der gewünschten Menge aus großen Fässern in Ein-, Anderthalb- oder Drei-Liter-Flaschen zieht.

Die Küste von Slowenien ist nur ganze 43 Kilometer lang. Wir hatten uns im Vorfeld selbstverständlich mit den hübschen Küstenstädtchen beschäftigt und auch einen eventuellen Aufenthalt dort ins Auge gefasst. Welches Städtchen eignet sich am besten, wenn man sein motorisiertes Zweirad dabei hat? Piran, Portoroz, Koper? Oder Izola und Ankaran? Die engen Gassen der Städtchen sind überaus malerisch, wenn man den Fotos glauben darf, und ein Bad im türkisblauen Meer wäre doch sicher auch eine willkommene Abkühlung?! Ja, natürlich, aber irgendwie ist es uns dann doch nicht nach diesem Touristentrubel, bei dem der hausnahe Parkplatz fürs Motorrad unter Umständen (zumindest im autofreien Piran) eine Herausforderung darstellt. Die Gebirgsregionen bieten so viele sehenswerte und interessante Ziele, dass wir diese Entscheidung dann keinesfalls bereuen.

Rückreise Großglockner
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