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Motorradtouren Slowenien An-/Rückreise Großglockner

Großglockner-Hochalpenstraße, bester Sonnenaufgang inklusive

Blick auf Sonnenaufgang von der Edelweisspitze am Großglockner

Die 48 Kilometer lange Großglockner-Hochalpenstraße steht also nun als Etappe für unsere Heimreise auf dem Plan. Es ist die höchste Straße Österreichs und ein absoluter Panoramagenuss. Das Wetter soll gut werden, nur ein drohendes Gewitter könnte uns am Nachmittag die Suppe versalzen. Doch mit rechtzeitiger Abfahrt wird auch das zu schaffen sein. Am Tag zuvor setzten wir uns mit dem Wirt der Edelweißhütte auf der Edelweißspitze in Verbindung und reservierten ein Zimmer. In einer Höhe von 2571 Metern zu schlafen ist uns bisher noch nicht vergönnt gewesen. In unserem Alter werden die Premieren immer dünn gesäter, da muss man jede Chance nutzen.

Gepflasterte Auffahrt mit Serpentine zur Edelweißhütte

In gar nicht ferner Zukunft feiert diese großartige Straße ihren 100jährigen Geburtstag, denn sie wurde in den 1930er Jahren errichtet. Anfangs diente sie noch als wichtige Handels-Straßenverbindung, mit dem Bau der Felbertauernstraße sowie der Tauernautobahn verlor sie jedoch ihre strategische Bedeutung und wandelte sich zunehmend zum touristischen Highlight.

Die Edelweißspitze ist ein 2.571 Meter hoher Gipfel der Glocknergruppe und ist der höchste Punkt der Großglockner Hochalpenstraße. Sage und schreibe 37 Dreitausender-Gipfel und 19 verschiedene Gletscher liegen in der Umgebung. Eine anderthalb Kilometer lange Stichstraße zweigt von der mautpflichtigen Großglocknerstraße ab. Sie ist schmal, mit Kopfstein gepflastert, und strebt mit sieben engen Kehren und maximal 14% in den Himmel. Erfreulicherweise wurde seit ihrer Erbauung im Jahr 1935 weder an der Trassierung noch am Belag etwas geändert.

Blick von der Edelweißhütte, Sonnenaufgang

Oben vor der Edelweisshütte* sind die Parkplätze bei schönem Wetter heiß umkämpft. Die Wolken hängen schon dicht an den Bergen und der Wind frischt zu einer steifen Brise auf, so sind die Besuchermengen aktuell im absolut stressfreien Rahmen. Die Edelweißhütte wurde vom Urgroßvater des heutigen Besitzers Kurt Lederer eröffnet. Dieser dirigiert uns auf den Vorplatz der Hütte. Erst mal gibt’s schnell noch einen stürmischen Rundgang um die Hütte. Genial, diese Aussicht! Wir sind keine Stunde zu früh auf dem Berg angekommen.

Frau mit vom Wind verwehter Frisur blickt in ein Fernglas

Der Wind beutelt uns kräftig durch und als das Gewitter einsetzt, schlürfen wir gemütlich unseren Kaffee in der Gaststube und lassen uns einen Germknödel schmecken, während sich ein weiß-schwarzer Kater an uns heran schmeißt und später auch mit aufs Zimmer geht.

Oh, was haben wir mit der Höhe zu kämpfen! Einen kleinen Anstieg zu erklimmen, ein paar Stufen zu steigen – bei der kleinsten Anstrengung beginnen wir zu japsen. Die BMW ist ausnahmsweise die einzige Tourteilnehmerin, die die Höhe absolut ungerührt wegsteckt. Wir zwei Menschlein dagegen klagen schon nach kurzer Zeit über Kopfschmerzen, die erst bei der Abfahrt am nächsten Tag wieder nachlassen. Aber was heißt klagen? Wir beklagen uns keinesfalls! Denn eingetauscht haben wir dafür ein unvergessliches Erlebnis. Die Rundumsicht von der Hütte und speziell am nächsten Morgen um kurz nach vier Uhr, als die Sonne aufgeht: unbeschreiblich! Der genialste Tourabschluss, den wir uns denken können.

Motorrad bei Abfahrt auf der Großglocknerstraße

Wir hatten einiges von dieser Slowenientour erwartet, aber solch eine Fülle von sehr unterschiedlichen Highlights dann doch nicht. Besonders abwechslungsreich lernen wir das Land kennen, weil wir gelegentlich auch mal vom Eisenross herunter stiegen, um die versteckten und mit dem Zweirad nicht erreichbaren Ziele erkunden. Das mag sich zwar um einiges anstrengender darstellen, manchmal auch mit einigem organisatorischen Aufwand verbunden sein (wegen des Kleidungswechsels am Motorrad), aber es lohnt sich unbedingt. Es müssen ja nicht immer ganze Tageswanderungen sein, oft reichen auch kurze Abstecher, um mehr zu sehen als der Straßenritter, der das Asphaltband nicht verlässt. Endlich war Slowenien nicht wie während der vergangenen Touren nur Transitland für uns. Doch es geht wohl vielen Urlaubern so wie uns bisher: Wir reisten dieses Jahr um ein Vielfaches länger durch die schöne Gebirgsregion als es der statistische Durchschnitt besagt. Die Aufenthaltslänge eines durchschnittlichen Reisenden liegt bei zweieinhalb Tagen. Ist doch herrlich, aus der Masse herauszustechen und für die Anhebung der Statistik zu sorgen.

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