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Predilpass, Industriedenkmal Raibl und Fort Kluže

Auto auf Straße fährt vorbei am Fort Kluze

Der direkte Weg nach Slowenien führt uns durch einen Zipfel Italiens bzw. des Friauls. In Zeiten Schengens kein großes Ding. Nach dem Abzweig zum Pso. Predil erwartet uns eine kleine Ortschaft mit dem Namen Cave del Predil. Der Ort wirkt trist. Man könnte sich nicht vorstellen, hier Urlaub zu machen. Doch stopp, was ist das für ein altes Gemäuer rechts von uns? Dort klammert sich über hunderte Meter Fläche ein geschütztes Industriedenkmal an den Fels. Das Bergwerk Raibl. 1991 endete hier der Zink- und Bleiabbau, seitdem verrotten langgezogene Transportstrecken, eiserne Bewehrungen rosten vor sich hin, von Gebäuden bröckelt der Putz und durch die Löcher der kaputten Fensterscheiben fegt der Wind. Im Jahre 1990 schlossen sich endgültig die Türen zu den Stollen. Bis zuletzt kämpften die Einwohner der Stadt gegen die Schließung der Mine, jedoch ohne Erfolg. Dabei zählte es lange zu den wichtigsten Bergwerken für den Blei- und Zinkabbau in Europa.

Motorrad vor zerfallenen Gebäuden eines Industriedenkmals der Cave del Predil

Im Jahr 1910 geschah ein Unglück, an das heute noch ein Denkmal erinnert. Stollen in dem „Monte Re“ genannten Berg brachen in sich zusammen und durch den Sog wurde das Spital des Werks quasi in den Untergrund gesogen. Sieben Menschen starben. Das Denkmal vor dem Eingang erinnert an das Unglück. Heute versuchen die ehemaligen Bergmänner der Region etwas Leben einzuhauchen, indem sie Führungen in der Mine anbieten. Zwei Kilometer Stollen sind für Besucher zu Fuß zugänglich.

Denkmal an ein Unglück vor dem Stollen-Eingang der Cave del Predil

Vor über 100 Jahren wurde dieser Stollen in den Fels geschlagen, auf sagenhaften 4,8 Kilometern Länge unterquert der Tunnel den Predil-Pass in Richtung Slowenien. Der Kaiser-Franz-Josef-Hilfsstollen (auch Galleria di Bretto genannt) führt von Cave del Predil im Friaul nach Log pod Mangartom auf der slowenischen Seite und diente zunächst nur der Entwässerung des Bleibergwerks in Cave del Predil. Während des 1. Weltkriegs wurde er auch zur Versorgung der Isonzofront genutzt. Menschen und Kriegsmaterial wurden durch die schmale Röhre transportiert. Von den Hinterlassenschaften dieses unfassbaren Gebirgskriegs werden wir noch einiges sehen.

Eine unmerkliche Steigung bietet dem fahrbaren Untersatz kaum Herausforderung. Erst ab Cave del Predil steigt der Pass etwas mehr an, bleibt jedoch immer noch im einstelligen Prozentbereich. Der sanfte Pass mit einer Scheitelhöhe von 1156 Metern zwischen dem Friaul und Slowenien hatte Jahrhunderte lang vor allem strategische Bedeutung. Hier tobte der österreichische Kampf gegen Napoleons Truppen, daran erinnern einige gut erhaltene Festungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert im Friaul und etwas weiter, schon auf slowenischem Grund, das Fort Kluže sowie Hermann.

TOCK! Liegst du drunter?
Blick auf Fort Kluže mit parkenden Autos in Berglandschaft am Predil-Pass

Kurz nach dem Pass-Scheitel, auf dem sich auch der Grenzübergang befindet, zweigt die grandiose Mangartstraße ab. Diese lassen wir heute aber erst einmal links liegen und fahren weiter Richtung Bovec und Kobarid.

Am Fort Kluže, einem gut erhaltenen und renovierten Festungswerk, halten wir am Seitenstreifen an, der auch als Parkmöglichkeit gedacht ist. Der Boden ist leicht abschüssig und gekiest. Unglückliche Kombi. Der Motorradstiefel findet keinen Halt und rollt auf dem Kies davon. TOCK! "Liegst du drunter?" "Nee. Du?" "Nee." Also heißt es die Beine unter der BMW raus zu fummeln, um schleunigst die Liegeposition auf der lebhaft befahrenen Passstraße zu verlassen.

Das Fort Kluže ist ein gut erhaltenes und renoviertes Festungswerk am Predilpass.

Als Sozia hab ich vor Jahren einen wichtigen Grundsatz vom besten aller Fahrer gelernt: Füsse oben lassen, egal was kommt! Das allererste Mal höre ich den Satz vor mehr als zwanzig Jahren, als man noch mit dem Motorrad bis auf das Dach des Forts „Cima Ora“ oberhalb des Idrosees (IT) fahren konnte. Wirklich bis auf's Dach. Aber der Hohlweg da hoch war schon ne Hausnummer, vor allem die letzten 30 Meter. Ist aber immer alles gut gegangen. Ich musste den Grundsatz bisher erst einmal anwenden. Ich bleibe brav mit den Stiefeln auf den Fußrasten und agiere nicht im Wahn, sie hinunter zu strecken, um das Mopped doch in der Senkrechten zu halten. Und so kippen wir mit dem Mopped also auf die Straße. No way. Es kippt, was kippen muss.

Ein netter Biker aus Österreich hilft uns aus der Patsche und den fahrbaren Untersatz wieder auf die Räder zu stellen. Glück gehabt. Als wir später an der Tankstelle in Bovec einrollen und einen kurzen Schwatz mit einem österreichischen Motorradfahrer halten, macht dieser uns auf den frischen Dreck am Sturzbügel aufmerksam. Wo die alle hingucken!

Bollwerk oder Kantine eines Kleingartenvereins?
Blick durch das halb offene Eingangstor von Fort Kluze auf die Straße

Aber noch parken wir ja jetzt mit einem wieder in die Senkrechte gestellten Mopped am Fort Kluže, das in österreichischen Zeiten „Flitscher Klause“ genannt wurde. Klingt irgendwie eher wie die Kantine eines Kleingartenvereins, aber nicht wie ein Verteidigungsbollwerk. Das restaurierte Fort beinhaltet heute ein Museum. Aufgrund der Bauweise vermutet man ein Bauwerk des 19. bis 20. Jahrhunderts, doch wurden die ersten Gebäude der später freilich wieder zerstörten Festungsanlage schon Ende des 15. Jahrhunderts aus Holz errichtet, als man sich gegen die anrückenden Türken erwehren musste und deren Vorstoß nach Kärnten verhinderte. Ihr heutiges Aussehen prägte der Bauherr Klaus Flitscher, was auch den Namen erklärt. Ein angenehm kühler Vorraum empfängt uns, draußen über 30°C, hier drin ist es angenehm temperiert, ja relativ kühl. Wir deponieren abwerfbare Kleidungsstücke hinter der Kasse und beginnen den Rundgang durch die Ausstellung. Die Schautafeln sind meist in slowenischer und englischer Sprache betitelt, jedoch gelegentlich auch in deutscher Übersetzung.

Tunnelöffnung im Fels. Durch den Tunnel und später über einen Fußpfad gelangt man zur zerstörten Hermannfestung.

Auf dem Berg Rombon, oberhalb der Kluže-Festung, wurde um 1900 herum die Hermann-Festung errichtet, die oft einfach nur Obere Festung genannt wird. Die Festungsanlage wurde im ersten Weltkrieg schwer beschädigt. Von der Straße aus ist sie nicht zu entdecken! Im Felshang der Festung Kluže gegenüber befindet sich ein Tunnel, nach unserem Kenntnisstand unbeleuchtet, weswegen unser Reiseführer die Mitnahme einer Taschenlampe oder Handys empfiehlt.

Nach dem wohl um die hundert Meter langen Tunnel gelangt man auf einen Fußweg, der sich hinauf zum Fort Hermann windet. Die Wanderung da hoch erfolge auf eigene Gefahr und ist nicht gesichert, lesen wir. In Motorradhosen ist uns das allerdings eh' zu beschwerlich und da wir volles Gepäck auf dem Motorrad haben, fällt auch die Umziehorgie flach.

Kobarid | Drežnica
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